- generell bei Erkrankungen, die den Knochenstoffwechsel verändern
- bei Verschleißerkrankungen (Arthrose)
- bei Entzündungen der Knochen
- bei Durchblutungsstörungen der Knochen (Osteonekrosen)
- bei Heilungsstörungen nach Brüchen, Gelenkprotheseneinsetzung oder nach sonstigen Operationen an Knochen
- bei unklaren Knochenschmerzen
- bei Schmerzen, die nach Verletzung ohne direkten Bruchnachweis im Röntgenbild weiterbestehen
- bei Knochentumoren oder tumorähnliche Veränderungen
- zur Nachsorge bei bösartigen Erkrankungen, die zu Knochenmetastasen führen können
Knochenszintigraphie
Die Knochenszintigraphie stellt vorwiegend die Durchblutung und den Stoffwechsel der Knochen im menschlichen Körper dar.
Die Durchblutung kann nach Spritzen der radioaktiven Substanz am Anfang der Untersuchung sichtbar gemacht werden. Dann ist die Substanz noch überwiegend im Blutraum vorhanden (Frühaufnahmen).
Die Knochensubstanz im menschlichen Körper wird während des ganzen Lebens stetig ersetzt. Dieses bedeutet, dass gleichzeitig Knochen abgebaut und Neuer aufgebaut wird. Dieser Stoffwechsel des Knochenaufbaus wird etwa nach 2 Stunden und darüber hinaus deutlich sichtbar (Spätaufnahmen). Die radioaktive Substanz wird dabei von den Knochen als eigener Teil aufgenommen.
Man findet krankhafte Veränderungen besonders an Stellen, an denen viel Knochenaufbau stattfindet. Fehlt Knochenstoffwechsel an einer Stelle, kann dieses aber auch hinweisend auf eine Erkrankung sein.
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Wann wird eine Knochenszintigraphie gemacht?
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Wie verläuft eine Knochenszintigraphie?
Nach Injektion eines radioaktiv markierten Phosphatkomplexes in eine Vene müssen Sie mindestens zwei Stunden warten, bis sich genügend Aktivität in den Knochen angereichert hat, um diese mit der Gammakamera abzubilden. In dieser Zeit sollten Sie mindestens eine Flasche Wasser trinken, um möglichst viel von dem nicht im Knochen angereicherten radioaktiven Material wieder über die Nieren auszuscheiden. Kurz vor Beginn der Untersuchung schicken wir Sie noch einmal zur Blasenentleerung zur Toilette.
Die szintigrafischen Aufnahmen werden meist in Rückenlage angefertigt, wobei die Gammakamera zunächst den Körper von vorne und dann von hinten jeweils vollständig abfährt. Gegebenenfalls werden noch zusätzliche SPECT-Aufnahmen angefertigt, bei denen die Gammakamera bestimmte Körperabschnitte umkreist.
Bitte schon vor der Untersuchung ausreichend trinken. Sie müssen für die Untersuchung nicht nüchtern sein.
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Gelenkerkrankungen
Es gibt viele Erkrankungen, die Schmerzen im Knochen oder in den Gelenken verursachen.
Ein Gelenk verbindet 2 oder mehr Knochen und macht diese beweglich. Vor allem der Gelenkknorpel sorgt dafür dass sich die Knochen glatt bewegen lassen. Verschleißt der Knorpel im Gelenk (Arthrose), reiben die Knochen direkt aneinander. Dieses verursacht häufig heftige Schmerzen. Der Knochen reagiert auf diesen Reiz mit Substanzaufbau. Dieser Stoffwechsel stellt sich in der Knochenszintigraphie in den Spätaufnahmen deutlich dar.
Der Abrieb des Knochens wird häufig auch zu einer Reizung der Gelenkhaut führen. Diese kann sich dadurch entzünden (Arthritis), was in der Regel zu noch stärkeren Beschwerden führt. Dieses ist keine Entzündung mit fremden Keimen (Bakterien oder Viren) sondern durch körpereigenes Material. Auch ist das Gelenk dann nicht mehr so beweglich, es kommt zu Bewegungseinschränkungen. Von außen kann man Rötungen oder Schwellungen sehen. Wie bei den meisten Entzündungen ist dabei die Durchblutung der Gelenkhaut (Synovia) vermehrt. Diese Synovialitis kann am Anfang der Untersuchung deutlich sichtbar gemacht werden (Frühaufnahmen).
Bei Vorliegen entzündlicher Reaktionen im Gelenk gibt es die Möglichkeit einer Behandlung mit sehr kleinen radioaktiven Teilchen (Elektronen). Diese Behandlung heißt RSO und wird auch von einem Arzt für Nuklearmedizin durchgeführt. Es gibt die Möglichkeit, sich gleich nach der Knochenszintigraphie über eine solche Therapie zu informieren. Der sie betreuende Arzt für Nuklearmedizin kann dieses mit Ihnen noch am Untersuchungstag besprechen, wenn Sie das wünschen.
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Beschwerden bei Gelenkprothesen
Ein künstlicher Gelenkersatz (Endoprothese) ist häufig erforderlich, wenn ein körpereigenes Gelenk stark verschlissen ist. Am häufigsten betrifft dieses das Hüftgelenk („künstliche Hüfte“). Auch das Kniegelenk muss häufig ganz oder teilweise ersetzt werden (z.B.: Totalprothese oder Schlittenprothese). Weniger häufig sind Prothesen der Schulter, Sprunggelenke oder sogar Finger. Auch nach Unfällen (Trauma) kann ein Gelenkersatz notwendig werden. Dann ist in der Regel durch Bruch (Fraktur) des Gelenks selbst oder beteiligter Knochen das Gelenk nicht mehr zu reparieren.
Nach einer Prothesenoperation verbleibt natürlicherweise fremdes Material fest verankert im Körper. In den meisten Fällen ist der Patient kurz nach Operation und Mobilisierung beschwerdefrei. Bei vielen Patienten bleiben jedoch leichte oder auch belastendere Beschwerden bestehen, auch wenn die Prothese gut im Körper eingewachsen ist. Ursache von Beschwerden können jedoch auch eine Lockerung der Prothese sein oder auch eine Infektion des künstlichen Gelenks.
Von mittelmäßigen bis schweren Schmerzen sind ungefähr ein Fünftel der operierten Patienten betroffen. Jedoch nur bei circa 3 % der Patienten kommt es im Laufe von zehn Jahren zu einer sogenannten Endoprothesenlockerung, die mit Schmerzen und eventuell entzündlichen Veränderungen einhergeht. Dann kann eine erneute Operation mit einem Wechsel der Endoprothese erforderlich werden. Es ist also äußerst wichtig, unter den vielen Patienten mit Beschwerden die zu erkennen, die eine Lockerung der Prothese haben oder eine Infektion im Gelenk. Nur diese Patienten würden von einer erneuten Operation (Revisionsoperation) profitieren. Bei den anderen Patienten würden die Beschwerden bleiben oder sich vielleicht sogar verschlimmern.
Die Knochenszintigraphie eignet sich durch die empfindliche Darstellung des Knochenstoffwechsels und der Durchblutung für folgende Fragestellungen, die für Patienten mit Endoprothesen wichtig sind:
- Liegt ein Bruch von Knochen und/oder Gelenk vor (Fraktur)?
- Liegt eine Entzündung von Knochen und/oder Gelenk vor (Osteitis, Osteoarthritis )?
- Ist die Prothese fest oder beginnt sie, sich zu lockern (Prothesenlockerung)?
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Knochenszintigraphie bei Schmerztherapie
Auch einige Medikamente (z.B. aus der Schmerztherapie) können den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Vor und während einer solchen Therapie kann daher eine Skelettszintigraphie erforderlich sein.
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Tumorerkrankungen
Unter anderem bedingt durch die Fortschritte in der Therapie von Krebserkrankungen leben heute viele Patienten noch sehr lange nach Diagnose einer Krebserkrankung mit einer guten Lebensqualität weiter. Die zuverlässige Kenntnis der Ausbreitung der Krebserkrankung (Staging) ist hierbei sehr wichtig. Vom Staging hängt die Wahl der besten Therapie nach Diagnosestellung entscheidend ab.
Nach der Ersttherapie ist eine Tumornachsorge selbstverständlich. Hierbei werden in regelmäßigen Abschnitten standardmäßig spezielle Untersuchungen durchgeführt. Der Sinn liegt darin, den Verlauf der Tumorerkrankung engmaschig zu überwachen. Auch nach vielen Jahren kann es leider zu einem Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) kommen. Auch hier ist es wichtig, dieses Rezidiv frühzeitig und zuverlässig feststellen zu können.
Es gibt Krebserkrankungen, bei denen Absiedlungen der Krebserkrankung (Metastasen) im Knochen häufiger sind als bei anderen Tumorarten. Besonders bei Brustkrebs (Mammakarzinom), Prostatakrebs (Prostatakarzinom), Lungenkrebs (Bronchchialkarzinom), Nierenzellkrebs (Nierenzellkarzinom) und Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) kommen Knochenmetastasen gehäuft vor. Die Knochenszintigraphie eignet sich nun aufgrund der empfindlichen Darstellung des Knochenstoffwechsels besonders für folgende Fragestellungen bei Tumorerkrankungen:
- Hat der Tumor bei Diagnosestellung in die Knochen gestreut ? – Staging.
- Hat der Tumor im Verlauf der Erkrankung in die Knochen gestreut (neu auftretende Knochenschmerzen oder als Teil der normalen Tumornachsorge)?
- Sprechen bekannte Knochenmetastasen auf eine begonnene Therapie an (Therapiekontrolle) ?
Bestehen starke Schmerzen aufgrund von Knochenmetastasen gibt es nuklearmedizinische Therapieverfahren, die effektiv Linderung schaffen können (z.B.: Samarium-Therapie, Xofigo-Therapie). Hierbei werden radioaktiv strahlende Partikel verabreicht, die von den meisten Metastasenarten gespeichert werden. Diese werden dabei von innen verödet. Der Arzt für Nuklearmedizin ist der richtige Ansprechpartner für diese Therapiemöglichkeit in Absprache mit dem behandelnden Onkologen (Krebsarzt).
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Andere Knochenerkrankungen
Es gibt auch Erkrankungen, die vom Knochen selbst ausgehen. Häufig fallen diese Befunde zufällig bei einer Röntgen– oder CT-/MRT-Untersuchung auf, die aus anderen Gründen durchgeführt wurde. Manchmal treten auch unklare Schmerzen oder andere Beschwerden auf, ohne dass eine andere Erkrankung bekannt ist (CUP-Syndrom).
Die Ursache mancher Veränderungen des Skeletts können Ernährungsstörungen des Knochens sein oder Störungen der Knochendurchblutung (Knocheninfarkt). Gutartige oder bösartige Erkrankungen des Knochens (Knochentumoren) selbst können auffällig werden. Diese sind typischerweise sehr gut mit der Knochenszintigraphie darstellbar. Diese Tumoren sind meistens deutlich unterscheidbar von Absiedlungen anderer Krebsarten (Metastasen).
Der Einsatz mancher Medikamente (z.B. in der Schmerztherapie) können den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Vor und während der Therapie mit diesen Arzneimitteln kann daher eine Knochenszintigraphie erforderlich sein.
Nicht immer ist es möglich, mit der Knochenszintigraphie eine endgültige Diagnose zu stellen. Es kann sein, dass noch weitergehende Diagnostik, meistens Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen notwendig sind. Die Möglichkeit, den gesamten Körper in einem Bild zu erfassen, empfiehlt die Knochenszintigraphie jedoch besonders zum Aufspüren bisher unerkannter Krankheitsherde im Körper.
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Spezielle Untersuchungen / Dreiphasenszintigraphie
Bei Fragen zum Besipiel nach Knochenentzündungen oder Endoprothesenlockerungen werden noch zwei Untersuchungsschritte vorgeschaltet, so dass auch die verstärkte Durchblutung einer verdächtigen Region besser analysiert werden kann. Man nennt dies Dreiphasenszintigraphie. Hierbei werden die ersten szintigrafischen Aufnahmen sofort nach der Injektion des Radiopharmakons mit der Gammakamera aufgenommen.
Dauer der Untersuchung : bis zu 5 Stunden, je nach Zusatzaufwand (u. a. SPECT, Zusatzaufnahmen)